Anke Hüneburg, ZVEI
Anke Hüneburg

2025 war ein Jahr der Fortschritte – und zugleich ein Jahr, das uns deutlich vor Augen geführt hat, dass wir uns nicht ausruhen dürfen. Der Monitoringbericht des Bundeswirtschaftsministeriums zeigte nüchtern, wo wir bei der Energiewende stehen. Die eigentliche Herausforderung lag jedoch in seiner Interpretation: Abgeleitet wurde, dass ein nur moderat steigender Strombedarf weniger Ausbau von Erneuerbaren und Netzen nötig mache. Das aber würde auch eine gebremste Wirtschaftsentwicklung implizieren. Die Elektrifizierung von Wärme, Mobilität und Industrie sowie der Ausbau digitaler Infrastrukturen – von Rechenzentren bis zur Produktion – werden den Bedarf aber eindeutig erhöhen.

Genau deshalb dürfen wir weder beim Netzausbau noch bei der Digitalisierung jetzt auf die Bremse treten. Die politischen Debatten über mehr Effizienz im Herbst gingen am Kern vorbei. Effizienz heißt: schneller, klarer, digitaler – nicht weniger. Netze, Erneuerbare und Speicher müssen im Gleichschritt wachsen. Alles andere kommt uns später teuer zu stehen.

2025 war auch ein maßgebliches Jahr für den Rollout intelligenter Messsysteme. Nach Jahren der Vorbereitung, komplexen Abstimmungen und technischer Präzisionsarbeit sind wir endlich bei der Skalierung angekommen. Nach der positiven MsbG-Novelle im Februar war die nächste Erfolgsmeldung, dass über 15 Prozent der Pflichteinbaufälle für das laufende Jahr bereits im ersten Quartal erreicht waren. Auch die Zahlen für das zweite Quartal zeigen in Richtung 20-Prozent-Ausbauziel für 2025.  Für mich ist das ein klares Signal: Wenn Rahmenbedingungen verlässlich sind und Prozesse greifen, liefert diese Branche. Und sie liefert auf hohem Niveau. Aber: Wir dürfen jetzt nicht nachlassen!

Intelligente Messsysteme sind nicht einfach neue Zähler – sie sind Sensorik, Steuerungslogik und sichere Kommunikationsinfrastruktur zugleich. Sie schaffen Transparenz, ermöglichen netzdienliches wie marktdienliches Verhalten und erhöhen die Resilienz in einem System, das durch Elektrifizierung und Dezentralität immer anspruchsvoller wird. Sie sind das Herz der Energiewende. Und sie werden auch international immer stärker als Referenzmodell wahrgenommen.

Umso wichtiger ist, dass wir uns nicht von unnötigen Debatten ausbremsen lassen. Vorschläge für vermeintlich „einfachere“ Lösungen verkennen die Realität. Ein Smart Meter light mag auf dem Papier attraktiv wirken, doch in der Praxis würde er Doppelstrukturen erzeugen, Kosten erhöhen, sowie Sicherheitsanforderungen und notwendige Steuerungsfähigkeit untergraben. Dies haben wir an den relevanten Stellen erfolgreich hinterlegen und die Diskussion abräumen können. Jetzt geht es darum, die Einbauzahlen auch in der Breite zu steigern und die Bevölkerung mitzunehmen. Der Nutzen intelligenten Messsystemen für das Netz, für die Integration erneuerbarer Erzeugung und für den eigenen Geldbeutel ist vielen noch zu wenig bewusst.

2025 hat gezeigt, dass Digitalisierung kein theoretischer Baustein der Energiewende ist, sondern gelebte Praxis. Jeder Einbau, jede neue Kooperation, jeder digitalisierte Prozess stärkt das Energiesystem. Wenn wir diesen Kurs halten – entschlossen, verlässlich und ohne Abstriche –, dann wird der Rollout der intelligenten Messsysteme zu dem Baustein, als der er konzipiert wurde: das Fundament und ein wichtiger Baustein eines modernen, flexiblen und sicheren Energiesystems. Um aber mehr Kosteneffizienz beim Netzausbau durch flexible Nutzung von freien Kapazitäten realisieren zu können braucht es Transparenz über alle Spannungsebenen, die nur mit konsequenter Digitalisierung möglich sind. 

Ihre Anke Hüneburg
Bereichsleiterin Energie
Geschäftsführerin Fachverband Energietechnik

Weitere Infos zum Thema:

Maßnahmen für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Stromnetze und Investitionen in Produktionskapazitäten

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