Sebastian Treptow

2023 war geprägt von einer teilweise stark emotionalisierten Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz (GEG), welches letztlich als Heizungsgesetz in die Geschichte eingehen wird, obwohl es so viel mehr regelt. Regelungen, die unerlässlich sind, wenn wir die Klimaziele im Gebäudesektor – und überhaupt – erreichen wollen. Regelungen, die im Zuge der Kritik stark aufgeweicht wurden. Zurück blieb an vielen Stellen Verunsicherung: bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ebenso wie bei Herstellern und Handwerk. Trotz der Schwächen war die Verabschiedung des GEG mehr als überfällig. Die Wärmewende wurde lange genug auf die lange Bank geschoben.

Denn Viele sind bereit, in klimafreundliche Technologien zu investieren: So belegte eine Umfrage der GfK im Auftrag des ZVEI Ende August dieses Jahres, dass ein Großteil der Verbraucherinnen und Verbraucher trotz der quälenden Diskussion um das GEG weiterhin einen Beitrag zur Energiewende leisten möchte (68 %). Mehr als die Hälfte der Befragten – 55 Prozent – gab an, in wirtschaftliche Klima-Technologien investieren zu wollen. Unter Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer waren es sogar zwei Drittel. Neben Investitionen in Photovoltaik- und Balkon-Anlagen (27 bzw. 26 %) und Wallboxen zum Laden von E-Autos (21 %) steht auch die Wärmepumpe auf der Liste: Jeder vierte Gebäudeeigentümer plant trotz der Diskussionen in den vergangenen Wochen, eine Wärmepumpe zu installieren. Hierbei gilt es zu beachten, dass längst nicht alle Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer aktuell eine Veranlassung haben, ihre Heizungsanlage zu erneuern (41 %).

Dieses Momentum gilt es aufzugreifen und der Wärmewende im Gebäudesektor endlich mehr Tempo zu verleihen. Dafür ist vor allem die längerfristige Wirtschaftlichkeit wichtig. Aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher ist dies neben einer finanziellen Förderung der Investition durch direkte Bezuschussung oder Steuergutschriften insbesondere ein niedrigerer Strompreis (55 %). Ein wirtschaftlich attraktiver Strompreis erlaubt einen dauerhaft wirtschaftlichen Betrieb energieeffizienter Gebäude.

Neben der Heizung bieten noch weitere gebäudetechnische Systeme und insbesondere das Zusammenspiel der einzelnen Technologien und Systeme große Einsparpotenziale, die endlich gehoben werden müssen. Wenn wir also auf die kommende GEG-Novelle blicken, muss diese unter anderem sicherstellen, dass etwa Bestandsgebäude über eine adäquate elektrische Infrastruktur für einen möglichst aufwandsarmen Umstieg auf zukunftssichere Technologien verfügten. Dafür sei ein individueller Sanierungsfahrplan und die regelmäßige Überprüfung der elektrischen Anlage sinnvoll.

Zum Jahresende steht die Branche vor neuen Herausforderungen: Wird es zu Kürzungen z.B. bei der Bundesförderung Energieeffiziente Gebäude kommen? Wie wird die Bundesregierung das von den Gerichten geforderte Sofortprogramm gestalten – und finanzieren? Mit der Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) möchte die EU die Dekarbonisierung im Gebäudesektor vorantreiben, senkt jedoch das Ambitionsniveau ab und lässt den Mitgliedsstaaten mehr Spielraum bei der Gestaltung der Gebäude- und Wärmewende. Dabei brauchen wir hier keinen Flickenteppich in Europa, sondern eine gemeinsame Strategie.

Gleichwohl gibt es auch Positives zu berichten: Die EPBD enthält wichtige Schritte für mehr Effizienz durch den Einsatz elektrischer und digitaler Technologien im Gebäude. Auch die europäische Bauprodukten-Verordnung (CPR) befindet sich auf der Zielgeraden. Der schwierige Regelungsrahmen wurde angepasst und ist in der aktuellen Fassung im Sinne vieler Unternehmen ausgestaltet. Und auch aus der Bundesregierung kamen zuletzt positive Signale zur Zukunft der BEG. Für all diese und weitere Themen rund ums Gebäude werden wir uns auch 2024 mit voller Kraft einsetzen.

>>> Zu LinkedIn: ZVEI zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden

>>> Zu LinkedIn: ZVEI zum Baugipfel

>>> Publikation: ZVEI-Seiter: Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD)

>>> Presseinformation: ZVEI zum Gebäudeenergiegesetz: Fristen zu weit gefasst, Umstieg attraktiver gestalten